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Kino.to sendet Lebenszeichen

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I'll be back: Kino.to gibt sich kämpferisch

I'll be back: Kino.to gibt sich kämpferisch

Auf einer Alternativadresse der offenbar millionenfach genutzten aber derzeit wegen staatsanwaltlichen Ermittlungen gesperrten Videoplattform kino.to ist ein selbstbewusstes Statement erschienen. Die Betreiber rechnen offenbar damit, demnächst wieder durchzustarten. Textberater.com bleibt nachdenklich.

Kino.to wurde vor wenigen Tagen stillgelegt. Die Staatsanwaltschaft Dresden erhebt schwere Vorwürfe zum Thema Urheberrechte. Bei einer Razzia sind Server beschlagnahmt und offenbar auch Mitglieder des Betreiberteams vernommen worden.

Doch einer der Betreiber sendet offenbar Lebenszeichen – laut eigenen Angaben aus einem Internetcafé, da auch sein Rechner derzeit bei der Polizei stehe. Jedenfalls steht da:

I’ll be back

“Wie ihr wahrscheinlich mitbekommen habt, wurden welche von uns gebustet. Es kam auch bei mir zu einer HD (Hausdurchsuchung a.D. der Redaktion) und ich bin gerade in einem Internetcafé. Eure Visits und eure IP wurden nicht gespeichert. …“

Grundaussage: Kino.to wird bald zurückkehren. Es gebe jedenfalls keinen Grund zur Sorge, dass die Nutzer strafrechtlich belangt würden, heißt es da. Wer kann das schon beurteilen? Streamen von Filmen (also Gucken ohne Runterladen), so hat man als geneigter Nachrichtenleser dieser Tage erfahren, galt bislang eh als rechtliche Grauzone.

Sympathisch aber falsch

Was allerdings einmal mehr klar wurde: Der gute alte David-gegen-Goliath-Effekt der PR hat wieder eingesetzt. Auf der einen Seite steht der kleine Mann mit der Steinschleuder – in diesem Fall in Form eines Servers und einer Webseite. Auf der anderen Seite steht ein schwer getroffener Riese – die Filmindustrie.

Tja, und da schlägt man sich natürlich ganz intuitiv auf die Seite des David. An normativem Unterbau fehlt es dem übrigens auch nicht. Hier sei beispielsweise das Schlagwort „Kostenloskultur des Internet“ genannt, eine Kultur also.

Zudem wird hie und da gemunkelt, die Jungs von Kino.to seien dabei, den Konsum von Unterhaltung zu verändern – Veränderung also, die ja potenziell auch den Gedanken des Fortschritts transportiert.

Aus dem Nähkästchen eines Medienschaffenden

Wer bis hierhin gelesen hat und sich vielleicht über den unterschwellig abwertenden Ton in der sonst von Optimismus und Leichtigkeit geprägten Textberater.com-Handschrift wundert – er/sie liegt richtig. Bei Medienschaffenden gelten Phänomene wie Kino.to als Hauptgrund, warum die einst sichere, angesehene und auch finanziell lukrative Karriere auf der Content-Erzeugungs-Seite zum Auslaufmodell wurde.

Und seit irgendein Wikileaks-User mal den einen oder anderen Text von dieser Seite 1:1 übernommen hat (kopiert also, aber immerhin mit Fußnote), kämpft das Kommunikations-Magazin der Herzen übrigens auch mit schwindenden Leserzahlen. Google – das nur am Rande – denkt nämlich nach der Suchmaschinen-Logik, die vielfach verlinkte Wikileaks-Seite sei der wahre Urheber.

Hollywood braucht bessere PR

Zurück zur Sache: Metallica hat vor nunmehr 10 Jahren Napster platt gemacht – zu Recht und mit juristischen Mitteln. Wer sich erinnern mag, damals ging es um vervielfältigte Demosongs, hunderttausende Nutzernamen und die Frage, wie man mit Kunst umgehen soll. Kontroverse Angelegenheit, wie auch der Weggang eines Metallica-Musikers in jener Zeit im Nachgang bestätigt.

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Kontrovers wird auch die Kommunikation um Phänomene wie Kino.to bleiben. Es sei denn, die Unterhaltungsindustrie kann eine Kommunikationsstrategie stricken, die den Konsumenten/Nutzern verdeutlicht, dass beide auf einer Seite sind. Das ist die Hauptursache, warum Millionen Menschen monatlich die Filmeseite Kino.to ruhigen Gewissens nutzten: Die fehlende Identifikation zwischen Urheber und Konsument. Wie man daran etwas ändern kann – einfach wird das sicher nicht.

Einfach schlecht für die Identifikation sind jedenfalls die Warnungen der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU), die derzeit kursieren. Die Nutzer von Kino.to hätten sich sehr wohl strafbar gemacht. Die kommunikative Angst-Strategie hat noch nie Mauern niedriger gemacht.


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